Haubenküche trifft Weingenuss

 

Stüberl in Sigwart's Tiroler Weinstuben
Stüberl in Sigwart’s Tiroler Weinstuben

Wenn die Weinrunde Münster und ein runder Geburtstag zusammentreffen, darf es ruhig einmal ein bisschen extravagant sein, dachte sich unser Sigi und verlegte den Verkostungsort prompt in das vorzügliche Hauben-Restaurant Sigwart’s Tiroler Weinstuben. Das Ambiente des uns für die Verkostung exklusiv zugeteilten Stüberls lässt sich für eine derartige Veranstaltung wohl ohnehin nicht mehr toppen.

Anton Sigwart selbst ließ es sich dann natürlich auch nicht nehmen, die für die Verkostung zusammengestellten Weine auf etwaige Fehler zu kontrollieren und in die richtige Reihenfolge in Abstimmung mit seinem grandiosen Menü zu bringen.

Gruß aus der Küche
Gruß aus der Küche

Gleich zum Auftakt der Verkostung gab es das erste Highlight: Der Sauvignon blanc St. Valentin (Kellerei St. Michael-Eppan) kann wohl mit Fug und Recht als bester Sauvignon blanc Südtirols bezeichnet werden. Der Jahrgang 2012 präsentierte sich mit wundervoller Holler-Stachelbeernase und kam auf Anhieb auf 17,5 Punkte. Wahrscheinlich hätte der Wein mit einer späteren Startnummer noch den ein oder anderen Zehntel-Punkt dazu holen können.

Auch der zweite Wein überraschte mit schönen gereiften Aromen. Am Gaumen bzw. beim Abgang mussten wir dann leider feststellen, dass der Riesling Smaragd Terrassen Thal Wachau, 1997 von den Freien Weingärtnern Wachau leider seine beste Zeit schon hinter sich hatte. Aufgrund der schönen Nase reichte es aber noch für 15,9 Punkte.

MAn dritter Stelle folgte der spätere Sieger des Abends: Der Grüne Veltliner Smaragd „M“, 2007 von F.X. Pichler gehört unbestritten zu den besten Weißweinen Österreichs und damit auch zu den besten der Welt. Perfekter Schmelz, unglaublicher Druck und unendlicher Abgang sind nur einige der vielen Prädikate, die wir diesem Wein verliehen. 19,1 Punkte unterstreichen dann auch unsere Begeisterung noch einmal ausdrücklich.

Nach diesem grandiosen Tropfen tat sich die Cuvée Scheibenberg 2007 (Chardonnay und Pinot blanc) von Hans Moser naturgemäß etwas schwer. Dennoch fand auch unser Sigi, den man auf alle Fälle als exklusiven Kenner der Weine von Hans Moser bezeichnen kann, dass dieser Jahrgang doch spürbar hinter andere Jahrgänge des selben Weins zurückfällt. 15,6 Punkte zeigten, dass die anderen Verkostungsteilnehmer seine Meinung teilten.

Bodenseefelche mit Pfifferlingen schonend gebraten, Pfifferlingfischsoße und hausgemachten Fettuccine
Bodenseefelche mit Pfifferlingen schonend gebraten, Pfifferlingfischsoße und hausgemachten Fettuccine

Beim letzten Weißwein – vorerst – ging es dann noch einmal steil aufwärts: Anton Sigwart hatte sich dafür entschieden, den Rotgipfler Rodauner Top Selection 2012 von Alphart zu dekantieren – eine sehr gute Entscheidung, wie sich herausstellte. Trotz seiner Wucht auch ein sehr finessenreicher Wein mit langem Abgang – was wir mit 17,4 Punkten belohnten.

Dann folgten die Rotweine und schon der Auftakt klang sehr vielversprechend: Leider muss der Zweigelt Schwarz-Rot 2011 von Schwarz doch auch eher zu den wenigen Enttäuschungen des Abends gezählt werden. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt bei diesem Wein oder besser gesagt zumindest bei diesem Jahrgang aus unserer Sicht nicht. Wenig Druck, bescheidener Abgang reichten für nicht mehr als 15,6 Punkte.

Gleich danach aber wieder eine positive Überraschung: Die schön gereifte Cuvée Magnat Reserve 2000 (Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet franc) von Gerald Tschida wurde zwar von den meisten Verkostungsteilnehmern fälschlicherweise als Toskana-Vertreter erkannt, was aber für diesen Wein sogar eher als Kompliment zu sehen ist. Das Alter von 14 Jahren hat dem Wein nicht geschadet – im Gegenteil: Trinkspaß verbanden sich mit Tertiär-Aromen zu einem sehr guten Gesamtkunstwerk. Wir vergaben ehrlich verdiente 17,2 Punkte.

Mit Startnummer 8 folgte dann wieder ein eher wuchtigerer Wein. Die Cuvée Hexenberg 2009 (Syrah und Merlot) von Pfneisl Vineyards hätte ob ihrer Frucht und Intensität vor wenigen Jahren wohl noch mehr Punkte von uns erhalten. Mittlerweile geht aber unserer Gusto doch mehr in Richtung komplexe und finessenreiche Weine. Dennoch machte auch dieser Wein mit 16,9 Punkten sehr viel Spaß.

Rücken vom Junghirsch rosa gebraten mit Cassisrotweinsoe, Waldpilzknöderl und Tiroler Buschbohnen
Rücken vom Junghirsch rosa gebraten mit Cassisrotweinsoe, Waldpilzknöderl und Tiroler Buschbohnen

Zum Hauptgang überraschte dann wieder ein Südtiroler Vertreter mehr als positiv: Die Cuvée Amistar Edizione Rosso 2009 (Cabernet Sauvignon, Lagrein, Merlot, Cabernet franc, Pedit Verdot) von Peter Sölva war ein perfekter Speisenbegleiter, der die tolle Wild-Küche der Tiroler Weinstuben eindrucksvoll unterstrich. Wir bedankten uns mit sehr guten 17,9 Punkten.

Einmal in Italien angekommen, ging es dort gleich weiter Richtung Südwesten: Aus dem Piemont wurde ein Barbera d’Alba Bric du Luv 1999 von Ca’Viola gereicht.  Typische Gewürznoten, schöne Säure und ein perfekter Reifegrad sorgten dafür, dass sich auch dieser leckere Tropfen dem hohen Punkteschnitt dieses Abends anschloss: 17,7 Punkte bedeuten auch für diesen Wein eine durchaus verdiente Auszeichnung.

Und weiter ging es Richtung Süden: Der Brunello Montalcino Riserva 2001 von Fuligni wirkte anfangs etwas verhalten, was wohl darauf zurückzuführen war, dass er um den ein oder anderen Grad zu kühl ins Glas kam. Es dauerte aber nur kurze Zeit bis sich die Aromen im Glas voll entfalten konnten. Auch hier dürften wir wieder einen idealen Zeitpunkt für den Genuss dieses Jahrgangs erwischt haben. Ein maßgeschneiderter Brunello, der sich mit 18,1 Punkten – ex aequo – auf den 2. Platz bei den Rotweinen schieben konnte.

Lafite Rothschild 1978Beim 12. Wein wurde uns dann schnell klar, dass wir einen großen Bordeaux eines guten Jahrgangs vor uns hatten. Allerdings entwickelten sich in der Runde recht bald Diskussionen, welcher Jahrgang dies den nun genau war – denn obwohl einige Tertiärnoten auf ein älteres Kunstwerk hindeuteten, waren doch auch noch Frucht und Kräuteraromen deutlich im Vordergrund. Daher war ich dann selbst überrascht, dass der Wein bereits 36 Jahre auf dem Buckel hatte: Der Château Lafite Rothschild 1978 mag daher wohl als absoluter Jahrhundertwein bezeichnet werden. Auch hier gab es noch einmal sensationelle 18,1 Punkte.

Auf Wunsch der gesamten Runde wurden dann die einzigartigen Moosbeernocken von Haubenköchin Traudi Sigwart eingeschoben. Anton Sigwart wählte dazu passend einen Exilissi Gewürztraminer 2006 von Baron di Pauli. Der wuchtige, fast cremige Weißwein mit gut eingebundenem Alkohol kam noch einmal auf hervorragende 17,3 Punkte – die Moosbeernocken mussten nicht zu Papier gebracht werden: Eindeutig 20,0!

20140814_214932946_iOSGleich anschließend folgte dann der Rotweinsieger: Der Ornellaia 1998 war – nicht nur aus meiner Sicht – absolute Spitzenklasse. Offenbar erwischten wir auch diesen Wein am absoluten Höhepunkt – hier braucht es keine Worte mehr: Absoluter Trinkgenuss und somit 18,9 Punkte – für mich ein perfekter Wein!

Auch wenn nach diesem Supertuscan alle dachten, dass jeder nachfolgende Wein verblassen müsste, so wurden wir abermals positiv überrascht: Der Tignanello 2000 war ein würdiger Abschluss dieses Abends – und auch hier dürfte der Zeitpunkt nahe dem Optimum gewesen sein. Noch einmal 17,8 Punkte zeichneten auch diesen Tropfen aus.

Frommage Gourmand
Frommage Gourmand

Abschließend muss gesagt werden, dass der gesamte Abend in geselliger Runde bei herausragendem Essen und Spitzen-Weinen von allen Teilnehmern in höchsten Zügen genossen wurde. Wir bedanken uns bei Traudi und Anton Sigwart sowie dem gesamten Team der Tiroler Weinstuben für die fantastische Bewirtung und die tolle Beratung.

Unser ganz besonderer Dank gilt aber natürlich unserem Sigi für die Einladung zu diesem perfekten Event und wir möchten ihm hiermit noch einmal alles Gute und viel Gesundheit zu seinem runden Geburtstag wünschen!

 

 

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