Joe’s Höhle in Sölden – oder doch Joe’s Hölle?

Während eines Kurztrips nach Sölden stand uns der Sinn nach einem üppigen Steak und um die Suche abzukürzen baten wir einige Einheimische um ihre Tipps: Bei den Empfehlungen kristallierte sich schnell Joe’s Höhle im Komfort-Hotelkomplex Castello heraus. Der Hinweis „Reservierungen sind nicht notwendig“ hätte uns eigentlich schon misstrauisch machen sollen, aber unser Appetit war größer.

Bei unserem Eintreffen per Taxi stellte sich heraus, dass die Lokalität im Keller tatsächlich nur mit 2 Personen belegt war – zur Top-Uhrzeit in der beginnenden Hauptsaison eigentlich ein weiteres Indiz, dass uns zum Umdrehen hätte bewegen sollen. Die Einrichtung stammte wohl aus einem Schunkelkeller der 80er-Jahre und hatte offenbar alle Faceliftings des darüber liegenden Hotels übersprungen. Die Begrüßung durch den österreichischen Kellner war aber durchaus freundlich und so nahmen wir zuversichtlich und hungrig Platz – an einem sehr kleinen und engen Tisch. Die Speisekarte spiegelte das für Sölden typische Preisniveau wieder: Steaks sind zwischen € 25,- und € 40,- (Ausnahme natürlich das Kobe-Rind) zu bekommen, wobei Beilagen und Saucen extra zu bezahlen sind. Die Weinkarte war eher klein aber gut selektiert und bot durchschnittliche Tiroler Preise – soll heißen Ab-Hof-Preise mal 2!

Zu den maritimen Vorspeisen bestellten wir einen Grünen Veltliner Smaragd Achleiten von Prager, der leider erst serviert wurde, als diese bereits zur Hälfte verspeist waren. Die Garnelen auf dem Caesars-Salad hätte man wohl auch eher bei McDonald’s erwartet.

Zu den Steaks warteten wir auf einen Vulcano von Igler, der äußerst interessant präsentiert wurde: Die Flasche wurde irgendwo im Hinterzimmer geöffnet und ein Schluck befand sich auch bereits im Dekanter, als dieser auf dem Nachbartisch eintraf. Dort wurde der Wein hinter unserem Rücken dekantiert und erst danach wurde uns die leere Flasche präsentiert. Probieren durften wir diesmal gar nicht. Die nächste Aufregung gab es, als die Steaks eintrafen und als viel zu klein eingestuft wurden: Erst der herbeigerufene Service-Leiter konnte für Aufklärung sorgen. Auf der Karte befanden sich 2 Steaks mit gleichem Namen aber 50 % Gewichtsunterschied, worauf wir leider bei der Bestellung nicht hingewiesen wurden. Aber das Chaos ging weiter. Für 4 Personen wurden 5 Beilagen-Teller serviert und obwohl alle Steaks mit Kräuterbutter garniert waren, wurde zusätzlich Kräuterbutter aufgetragen und auch verrechnet.

Für die Deeskalation sorgten dann allerdings die Steaks selber: Das Fleisch war von vorzüglicher Qualität, butterweich und zart und auf den Punkt genau medium gebraten. Leider halt nicht in der von uns gewünschten Größe …

Auf eine Entschuldigung oder gar auf eine kleine Wiedergutmachung für die markanten Service-Schwächen warteten wir übrigens vergeblich.

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