Sassicaia 1999 konnte sich hauchdünn durchsetzen

Zu meiner Geburtsagsweinverkostung am vergangenen Wochenende zauberte meine Gattin Gerda ein der Jahreszeit herbstlich angepasstes Menü auf den Tisch. Den Auftakt machte ein Karotten-Kokos-Mousse auf Mango-Zuckerschoten-Salat, dem ein wenig Chili den idealen Pfiff verlieh, nach einem Rezept von Johann Lafer. Weiter ging es mit einer Kürbis-Ingwer-Suppe mit steirischem Kernöl nach einem Rezept von Johanna Maier. Den Hauptgang bildete eine mit getrockneten Tomaten, gerösteten Pinienkernen und allerlei Gewürzen gefüllte Putenbrust im Speckmantel sowie ein rahmiges Kürbisgemüse nach eigenem Rezept. Das süße Finale waren die allseits beliebten Schokoladeküchlein nach einem Rezept von Leo Gradl und zu später Stunde gab es – mittlerweile schon traditionell – Alpbachtaler Käsevariationen von der Sennerei Reith im Alpbachtal.

Angesichts dieses Menüs war ich natürlich bei der Weinauswahl sehr gefordert, wobei das Thema „Europäische Cuvées“ doch einiges an Spielraum ließ. Der Vollständigkeit halber seien auch noch jene Weine erwähnt, die außerhalb der Themen-Verkostung geöffnet wurden:

  • zur Begrüßung: Sauvignon blanc Hartberg Smaragd, 2006 vom Mauritiushof Gritsch in Spitz an der Donau, Wachau – sehr schöner Smaragd mit belebender Säure und Mineralik; tolles Preis-Leistungs-Verhältnis
  • zur Süßspeise: Rosatum Rosenmuskateller, 2007 vom Weingut Schreckbichl in Girlan, Südtirol – intensive Rosenaromen; im Abgang etwas Vanille
  • als Absacker: Well, Blaufränkisch, 2000 vom Weingut Wellanschitz in Neckenmarkt, Mittelburgenland – trotz des Alters von 12 Jahren in Top-Zustand; dunkle Beeren mit etwas Kirsche und leichten Röstaromen

Nun aber zur eigentlichen Verkostung „Europäische Cuvées“, die aus 2 Weiß- und 8 Rotweinen zusammengestellt wurden.

# 1 – Terras Gauda o Rosal, 2007 – Cuvée aus Albarino, Loureira und Caino Blance aus der Region Rias Baixas

Trotz interessanter Noten nach Äpfeln und etwas Orangen fehlte für unsere Österrreich-verwöhnten Weißweingaumen die nötige Säure, was den Wein etwas fad wirken ließ. Mit 16,1 Punkten landete er damit auch ganz klar und abgeschlagen auf dem 10. und letzten Platz.

# 2 – Pino. T, 2008 – Cuvée aus Chardonnay, Weiß- und Grauburgunder vom Weingut Tement aus Berghausen in der Südsteiermark

Auch hier gab es Apfelnoten sowie weitere Fruchtaromen und eine angenehme Mineralik zu bewundern. Etwas mehr Säure ließ den Wein knackiger wirken, wobei man sich aus unserer Sicht den Ausbau im großen Holzfass hätte sparen können. Obwohl er mit 16,8 Punkten deutlich besser als sein spanischer Konkurrent abschnitt, reicht es nur für Platz 9.

# 3 – Opus Eximium No. 17, 2004 – Cuvée aus Blaufränkisch, Zweigelt und St. Laurent von Albert Gesellman aus Deutschkreutz im Mittelburgenland

Nachdem der Opus in letzter Zeit einige Male enttäuscht hatte, konnte dieser Jahrgang voll und ganz überzeugen – vielleicht ein Hinweis darauf, dass man Gesellmann-Weine durchaus etwas länger liegen lassen muss. Brombeer-Aromen in der Nase sowie eine schöne Tanninstruktur verhalfen dem Wein zu 17,2 Punkten (Rang 7).

# 4 – Gotinsprun, 2003 – Cuvée aus Zweigelt, Blaufränkisch, Merlot und Shiraz von Walter Glatzer aus Göttlesbrunn im Carnuntum

Wieder einmal ein sehr schöner Rotwein aus dem Carnuntum – einer Gegend bei der man fast nie enttäuscht wird: Dunkle Beeren, feinmaschige Tannine und ein durchaus beachtlicher Abgang bedeuteten 17,7 Punkte und somit den hervorragenden 4. Rang.

# 5 – In Signo Leonis, 2001 – Cuvée aus Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon und Zweigel von Heribert Bayer aus Neckenmarkt im Mittelburgenland

Auch hier waren dem Wein seine 11 Jahre überhaupt nicht anzumerken: In der Nase herrliche, fast etwas süße Fruchtaromen mit einem Hauch von Tabak, am Gaumen abermals viel Frucht nach dunklen Beeren, leichte Röstaromen und ein bemerkenswertes Finale brachten dem Wein wohlverdiente 17,5 Punkte (Rang 5).

# 6 – Arachon Evolution, 2001 – Cuvée aus Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon und Merlot von den Vereinten Winzern Horitschon aus dem Mittelburgenland

Auch dieser Wein spiegelte durchaus das Bild wieder, dass alle anderen österreichischen Cuvées der Jahrgänge 2000 – 2003 gezeichnet hatten: Kaum erwartetes Lagerpotenzial; nach gut 10 Jahren kaum Tertiäraromen, dafür eine Vielzahl von Fruchtaromen – mit 17,4 Punkten landete der Arachon ganz knapp auf Rang 6.

# 7 – Sassicaia, 1999 – Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Cabernet franc von der Tenuta San Guido aus der Toskana

Unglaublich dichter Wein mit einem riesigen Bukett an Aromen – darunter grüner Paprika, Kirsche, Holunder, dunkle Beeren und Minze, sanfte, feinmaschige Tannine, ausgewogene Säurestruktur und ein ewig langer Abgang. Die Runde war einhellig der Meinung, dass der Wein noch ein enormes Lagerpotenzial hat und momentan – wenn überhaupt schon – erst am Anfang seiner Reifephase steht. 18,2 Punkte bedeuteten den Sieg für den Sassicaia, den er sich aber mit der Startnummer 10 teilen musste.

# 8 – Château Rauzan-Gassies, 1975 – Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet franc aus Margaux im Bordeaux

Ein klarer Fall für Altweinliebhaber, die leider an diesem Abend in der Minderheit waren: Trotz deutlicher Tertiäraromen bot der Wein noch ein tolles Trinkerlebnis und erreichte damit 17,2 Punkte, sodass er sich den 7. Platz mit dem Opus Eximium teilen konnte.

# 9 – Bela Rex, 2003 – Cuvée von Albert Gesellmann aus Deutschkreutz im Mittelburgenland

Ein herrlicher Jahrgang des Bela Rex mit Aromen von Waldbeeren und einer wunderschönen, samtigen Tanninstruktur – mit hochverdienten 18,0 Punkten landete der Wein auf Rang 3 hinter den beiden Spitzenreitern.

# 10 – Elix, 2005 – Cuvée aus Grenache, Cabernet Sauvignon, Carignan, Merlot und Shiraz von den Bodegas Melis aus dem Priorat

Eine wahre „Bombe“ zum Abschluss – nicht nur wegen der 15 % Alkohol, der übrigens hervorragend integriert war – sondern auch wegen der Aromen nach Zwetschken, dunklen Beeren und etwas Leder sowie einer einzigartigen Mineralik. Wenngleich er in Summe 1/2 Punkt weniger als der Sassicaia erreicht hatte, lag der gerundete Durchschnitt ebenfalls bei 18,2 Punkten und der Elix darf sich somit den Sieg mit dem Sassicaia teilen.

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