Verkostung 9.4.

Frühsommerliche Temperaturen und strahlender Sonnenschein begrüßten unsere Gäste an diesem Samstagabend auf unserer ‚Aussichtsterrasse‘ (= Balkon). Gegen den ersten Durst gab es einen wohl temperierten, frischen Chardonnay vom Weingut Markowitsch. Wie zu vermuten, war dieses Fläschchen lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein für den Durst von Rinner&Rinner & Co. Es folgte ein Sparkling Rojo von Millaman Estate aus Chile, der durchaus zu gefallen wusste: ein aufwändig produzierter Sparkling  von 62jährigen Malbec Reben, 18 Monate Fassreife, Flaschengärung, handgerüttelt, 40 Monate Reife auf der Feinhefe. Trocken, frisch, elegant mit Aromen  von dunklen Beeren. Zu erwerben für äußerst akzeptable € 9,90 bei Lutz Eppard in Wallertheim (www.winemore.de).

 

Doris kredenzte dazu leckeres Kartoffelbrot à la Shane McMahon. Shane stand auch weiterhin Pate für das kommende schmackhafte Menü, mit dem Doris versuchte, die hungrigen Mäuler zu stopfen. Es folgten gebratene Jakobsmuscheln mit Zuckerschoten und geminztem Erbsencremeschaum, die in etwa so aussahen (Foto von Shane ‚geliehen‘) und als Hauptgang Roastbeef mit Rosmarinkartoffeln und steirischer Kernölmarinade. Als Finale gab es Mango- und Sauerrahmmousse mit gratinierten Erdbeeren, ach ja und am Ende natürlich noch ein wenig Käse aus der Region.

 

Die Burgundersession startete mit einem Grauburgunder GG vom  Ihringer Winklerberg (Kaiserstuhl), Weingut Dr. Heger.  Der Wein präsentierte sich mineralisch, feinwürzig und duftete nach reifen Zuckermelonen und Aprikosen.

 

Klarer Sieger im Grauburgunder-Vergleich wurde jedoch die RS Spätlese von Salwey vom Oberrotweiler Käsleberg.
Intensives Goldgelb im Glas, kräutrige und pfeffrige Nase. Das Bouquet des Grauburgunder war vollreif, an Honig, Birne und Mirabelle erinnernd, ausgeprägte Mineralität am Gaumen. Einhellige Meinung der anwesenden Weinexperten: absolut leistbares (€ 14) Highlight vom Kaiserstuhl !

 

 

Alphabetisch begann die PN-Sitzung mit dem Weingut Bründlmayer und seinem Blauburgunder Cécile, benannt nach der Tochter des Hauses. Der Wein wird aus den Spitzenlagen  Dechant und  Käferberg gelesen. Delikate, fruchtbetonte Pinot-Nase mit roten Waldbeeren und dezent würzigen Noten, Weichseln, rauchige Untertöne und gut ausbalancierter Säure.

 

Der nächste Winzer im Alphabet war dann der holländische Biodynamiker Jacob Duijn aus dem badischen Bühl. Duijn’s Highlight SD vom Engelsfelsen stellte sich der Burgunderherausforderung und unser Hansi sah bereits nach dem ersten Schluck die von schwangerem Kuhmist gedüngten Bühlertaler Weinberge vor sich. Eine gewisse Skepsis und Voreingenommenheit der Biodynamik gegenüber dürfte auch in die Bewertungen mit eingeflossen sein. Nüchtern betrachtet – sofern dies in dieser Runde überhaupt möglich ist J – muss man aber sagen, dass wir uns alle von einem der besten Burgundermacher Deutschland und für € 47 etwas mehr erwartet haben.

 

 

Der 3. Pinot Noir stammte aus dem schweizerischen Graubünden, vom enthusiastischen Christian Hermann aus Fläsch.
Sein #1 Wein nennt sich schlicht H. Wie schon bei unserem Besuch in 2010 überzeugt Christian Hermann mit klaren, klassischen Burgundern. Sein H versprüht samtige Eleganz, viel Volumen und dennoch sensible Struktur. Toller Pinot Noir, leider nur äußerst geringe Mengen – wie wir 2010 am eigenen Leib erfahren mussten J – und beim aktuellen CHF-Kurs zudem auch alles andere als eine Okassion (€ 69 bei www.weinhalle.de )

 

 

Neuseeland ist nicht nur Schauplatz fantastischer Verfilmungen sondern auch Heimat fantastischer Pinots. Isabel Estate aus Marlbourough konzentriert sich auf Sauvignon Blanc, Riesling, Pinot Gris, Chardonnay und natürlich Pinot Noir. Der 2004er erwies sich als absolutes Highlight des Abends: dunkles rubinrot, würzige Pinot-Nase, konzentrierte Fruchtaromen nach Pflaumen und reifen Brombeeren. Unisono ‚Daumen hoch‘ für den Burgunder vom anderen Ende der Welt, zu kaufen beiwww.winemore.de für € 27, viel Pinot Noir für überschaubares Geld. Hier ein paar Infos zum Weingut … http://www.youtube.com/watch?v=rhF6lhMUMSM

 

 

Um es unseren Gästen nicht allzu langweilig und einfach zu machen, gab es in der Mitte der Verkostung einen kleinen Exkurs, sowohl geografisch als auch weintechnisch gesehen. Der Grythyttan Jakt-Wein wird aus schwedischen Blaubeeren, Preiselbeeren und Wacholderbeeren hergestellt. Der Beerenwein reift neun Monate lang in Edelstahltanks. Für seinen charakteristischen trockenen Geschmack sind die wilden Beeren verantwortlich, die in Schwedens Wäldern wachsen. Die Meinungen zu diesem ‚Wein‘ oder ‚Saft‘ waren durchaus geteilt. Hansi’s wüste Beschimpfungen mal ausgeklammert, empfand der Rest der Runde das Zeug durchaus drinkable und vor allem spannend, was man aus Waldbeeren alles so machen kann.

 

Zurück zu Pinot Noir, zurück nach Neuseeland Waipara Valley: Pegasus Bay, 2006

Biologischer Anbau, klassischer Burgunder-Ausbau in französischen Barriques für 18 Monate. Schöner Duft nach Vanille und süßen, dunklen Kirschen. Opulenz, Aroma von Waldpilzen, große Länge, noch jugendliche Tannine, nachhaltig. Auch dieser Wein wurde bei www.winemore.de erstanden. Leckerer und trinkanimierender (sofern dies in der Runde erforderlich ist) Stoff aus NZL, wenn auch nicht ganz so toll wie Isabel Estate, fanden wir.

 

Fast am Ende des Alphabets landeten wir beim Unique, so nennt Hr. Donatsch aus Malans in Graubünden seinen besten PN. Tiefes Pinot-Rot; würzige, rauchige Note, intensive, dunkle Frucht; voller, konzentrierter Gaumen, edle Holznote, sehr dichter Pinot mit lang anhaltendem Abgang. Zu fortgeschrittener Stunde haben wir diesen Tropfen fast ‚übersehen‘, somit reichte es in dieser PN-Session nur für Rang 6.

 

 

Bei W stießen wir noch auf Martin Wassmer aus dem badischen Markgräflerland und seinem PN GC 2007.
Dieser Wein wurde erstmals im Jahrgang 2002 vinifiziert. Strengste Selektion, nur 2 Barriques werden am Ende ausgewählt. Limitierte Auflage von nur 566 FL ! Jede Flasche ist von Martin Wassmer persönlich handsigniert und nummeriert. Bereits im Duft üppige Burgunder-Fruchtkonzentration. Am Gaumen: Enorm konzentriert, dunkle Kirschfrucht, präsente Tannine. Für den Großteil der Runde war dies womöglich etwas zu viel Power, zu viel Fülle, vielleicht auch ein wenig zu viel Holzeinsatz.

 

 

Last but not least gab es W wie Wiederstein mit ihrer Diva 2007: fein strukturierter PN, klassisch elegant und zurückhaltend, gutes Preis-/Leistungsverhältnis.

 

Fazit des Abends:

Am Ende ist es dann doch gelungen, den überbordenden Durst der schier ausgetrockneten Kehlen zu stillen (obwohl ich mir schon Sorgen dahin gehend gemacht habe). Feste und flüssige Nahrung haben hoffentlich gemundet und wir freuen uns schon auf’s nächste Mal.

 

Doris & Helmut Loinger

3 Gedanken zu “Verkostung 9.4.

  1. Wieder ein absolutes kulinarisches + vinophiles Highlight bei Fam. Loinger!

    Leider hat mir innerhalb einiger Monate auch die 3 blindverskostete Flasche vom Duijn SD nicht geschmeckt.

    Der Beerensaft aus Schweden war eine nette Überraschung aber einmal verkosten reicht:-)

    Übrigens Luigi, der Begriff Wein (aus lat. vinum) darf nur für vergorenem Saft aus WEINTRAUBEN verwendet werden.

    Ansonsten war es wirklich eine große Überraschung keinen einzigen Syrah im Hause Loinger zu bekommen:-) vor allem die P.N. aus Neusseeland + CH waren eine Klasse für sich!

    Nochmals Vielen Dank für den tollen Abend

    lg
    JG
    ..

  2. Ich kann mich Hansi nur anschließen: Der Abend war sehr gelungen und hat einmal mehr eindrucksvoll bewiesen, warum der Blauburgunder mittlerweile meine Lieblingsrebsorte ist!

    Vielen Dank!

  3. Tolle Pinot Verkostung! Danke Luigi!

    Und solltest du vom Isabel Estate noch etwas bekommen, bitte nicht auf mich vergessen!

    lg
    Frank

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