Weinreise in die Schweiz – Tag 2

Barriquekeller Adank

Trotz des ausgezeichneten Dinners am Vorabend fand sich am Morgen doch noch Platz für ein ausgiebiges und gemütliches Frühstück im Rössli. Anschließend ging es nur auf die andere Talseite – in die kleine aber feine Weinbaugemeinde Fläsch. Unser erster Termin fand um 10:00 Uhr beim Weingut Familie Hansruedi Adank statt. Der Winzer selbst musste das hervorragende Wetter nutzen und kämpfte nach der langen Feuchtigkeitsperiode am Weinberg gegen Botrytis. Seine überaus kompetente Gattin vertrat ihn hervorragend und nachdem von uns keiner mehr Sonnenschein und Hitze gewohnt war, waren wir höchsterfreut, dass uns der erste Weg in den kühlen Keller führte. Der neue Barrique-Keller bestach nicht nur durch seine Architektur sondern auch durch auffallende Sauberkeit. Klar soll im Weinkeller sauber gearbeitet werden, aber dass man quasi vom Boden essen könnte, haben wir bis jetzt nur in der Schweiz gesehen. Bei der anschließenden Verkostung überzeugten mich vor allem der Chardonnay und das Flagschiff des Hauses – der Pinot Noir Barrique.

Nachdem uns bis zum nächsten Termin in Malans noch etwas Zeit blieb, ließen es sich Dietmar und Frank nicht nehmen, persönlich beim legendären Gantenbein vorbeizuschauen, um anzufragen, ob nicht doch noch die eine oder andere Flasche übrig sei. Überraschenderweise wurde sogar geöffnet und sehr freundlich und ausführlich erklärt, warum keine Flaschen ab Hof verkauft werden können bzw. bei welchen Händlern doch noch eine Flasche zu ergattern sein könnte.

Nach der kurzen Fahrt nach Malans versuchten wir auch bei Thomas Studach – dem Produzenten des zweiten großen Pinot’s vom Vorabend – unser Glück: Hier war leider niemand zuhause.

Weinkeller Donatsch

Unser zweiter Termin gegen Mittag führte uns zum Weingut Donatsch. Hr. Donatsch führte uns selbst in seine alte und urigen Gewölbe, wo wir gleich mit der Weißweinverkostung beginnen konnten. Neben dem Chardonnay „Passion“ hat mit dabei vor allem der Completer (Jahrgang 2008) überzeugt. Anschließend ging es in den wesentlich moderneren Produktionsbereich und Barriquekeller, wo wir noch einige Faßproben erhielten, bevor die Rotweinverkostung startete: Das Top-Produkt des Hauses – der Pinot Noir „Unique“ – kann sich auf alle Fälle sehen lassen und gehört für mich zu den Spitzenweinen dieser Rebsorte. Überrascht waren wir dann, als Hr. Donatsch dann noch einen Schlüssel zückte und eine Tür in den wohl ältesten Teil des Kellers öffnete: Hier lagerten wahre Schätze aus dem Bordeaux und Burgund, wobei viele Einzelflaschen so vom Schwarzschimmel überzogen waren, dass deren Etiketten kaum mehr lesbar waren. In diesem tollen Ambiente wartete noch eine Überraschung für uns: Das Weingut Donatsch produziert aus dem Pinot Noir auch einen „Portwein“, der aufgrund seiner Herkunft natürlich nicht Portwein heißen darf und stattdessen den Namen „Pinot Noir Vintage“ trägt. Bei den Erzählungen von Hr. Donatsch wurde uns schnell klar, dass wir einen Pionier des Schweizer Weinbaus vor uns hatten:

Hr. Donatsch

So gehört er zu den Entdeckern von René Gabriel und hatte vor vielen Jahren den Barrique-Ausbau in der Schweiz eingeführt. Auf der herrlichen Terrasse der Weinstube „Zum Ochsen“ stärkten wir uns dann mit einer Gerstlsuppe und der obligaten Bündnerplatte. In Summe ein Spitzenverkostungstermin, der uns sicher allen in Erinnerung bleiben wird!

Anschließend ging es durch die Weinberger zurück nach Fläsch zu unserem dritten und letzten Termin beim Weinbau Christian Hermann: Der Winzer selbst gönnte sich eine kurze Auszeit von der Arbeit im Weinberg, um uns seine Produkte zu präsentieren. Doch schon nach den ersten Weißweinen drang die schlechte Nachricht zu uns durch: AUSVERKAUFT! Und zwar restlos – keine einzige Flasche, weder weiß noch rot, war käuflich erhältlich. Wir waren daher praktisch „gezwungen“, die zur Verkostung geöffneten Flaschen auszutrinken, da wir ja nicht wissen konnten, ob bzw. wann wir wieder in den Genuss von Hermann-Weinen kommen würden! 😉 

Christian Hermann

 Auf alle Fälle ist es Christian hoch anzurechnen, dass er trotz leerer Lager diese Verkostung mit uns durchgeführt hatte. Auch sein Spitzenprodukt – der Pinot Noir „H“ – gehört zu den Top-Blauburgundern, die ich bisher kosten konnte. Erfreulicherweise haben wir mittlerweile einige Flaschen davon bei einem österreichischen Händler beziehen können.

Auf der Heimreise machten sich dann doch einige Minderwertigkeitskomplexe bemerkbar: Die Schweizer spielen besser Fußball und Tennis als wir, auch im Schifahren holen sie stark auf, ihre Währung ist stärker und nun machen sie auch noch die besseren Burgunder als in Österreich! Vielleicht fahren wir ja das nächste Mal doch wieder in die Wachau, um unser Selbstvertrauen zu stärken.. 😉

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