Es muss nicht immer Vernatsch zum Törggelen sein

Nachdem uns unser Mentor Andy im Mai bei der Besichtigung seines Weinkellers einige echte Kapazunder kredenzt hatte, war es uns schon seit längerem ein Anliegen, uns dafür zu revanchieren.

Die Kaufoption eines wahrhaft großen Bordeaux – mehr dazu später – lieferte uns endlich den Anlass dazu. Hansi hatte die Idee, diese Flasche mit einigen „Topgschicht’n“ aus unseren Kellern zu ergänzen und ein Törggelen zu organisieren. Seine Gattin Sabrina reichte uns eine Kürbis-Karotten-Suppe mit steirischem Kürbiskernöl, die alle Gäste auf „Betriebstemperatur“ brachte. Nach den kalten Platten mit allerhand Spezialitäten gab es die traditionellen „Keschtn“, denen noch eine süße Überraschung folgte: Bratäpfel – und zwar echte Lederäpfel – mit einer Nussfülle.

Nun aber zum eigentlichen Highlight des Abends – den Weinen:

Alzinger Smaragd Steinertal Grünter Veltliner, 2006 aus Hansi’s Keller

Azienda Montepelose, Nardo 2001 aus Frank’s Keller:

Der Cuvee aus Sangiovese, Montepulciano und Cabernet Sauvignon zeigte sich in ausgezeichneter Form. Seine Trinkreife war bereits erreicht und wird sich sicher noch 5 bis 7 Jahre halten. In der Nase sehr angenehm nach Gewürzen und Kräutern. Am Gaumen nach dunklen Beeren und Schokolade. Säure gut eingebunden. Moderne Stilistik. Abgang mittel bis lang. Bedauerlicher Weise hat dieser Wein ein sehr schlechtes Preis-/Leistungsverhältnis. Um ca. € 70,00 kann mich sich auch etwas Besseres unter den Christbaum legen.

Almaviva, 1998 von Chateau Mouton Rothschild und Vinas Concha y Toro aus Wolfgang’s Keller:

Die Cuveé aus Cabernet Sauvignon, Cabernet franc und Merlot präsentierte sich mit einem dichten Rubinrot im Glas. Ebenso kompakt waren die Aromen nach schwarzen Johannisbeeren, Eukalyptus und etwas Minze. Die Komplexität setzte sich am Gaumen fort und endete in einem langen Abgang.

Gesellmann, Cuveé G, 2004 aus Hansi’s Keller:

Blaufränkisch/St. Laurent: tiefdunkles Rubin mit schwarzem Kern, klar, sauber, Aromen von dunklen Beeren, Lakritze, Pflaumen + leichte Zimtnoten, am Gaumen mineralisch, extrem vielschichtig mit vielen weichen samtigen Tanninen – komplexer Körper, mittlere Säure – extrem langer Abgang,  Potential mind. 15 – 20 Jahre – eigentlich Kindsmord, aber mit Sicherheit einer der besten österreichischen Rotweine!

Fattoria di Nozzole, Il Pareto, 2001 aus Hansi’s Keller:

toller reinsortiger Cabernet Sauvignon aus der Toskana: blickdichtes Rubin, klar, sauber, intensive Cassis-Noten, dunkle Beeren, leichte Vanillenote, hohe Säure (sehr gut eingebunden), hoher Alkohol, viele weiche samtige Tannine, mächtiger Köper, langer Abgang.

Chateau Rol Valentin, 1996 aus Wolfgang’s Keller:

Der ganz traumhafte St. Emilion (90 % Merlot, 5 % Cabernet Sauvignon, 5 % Cabernet franc) zeigte seine rubin-purpurne Farbe, ehe die Aromen nach Blumen, Johannisbeeren, Kirschen, Rauch, Likör und Gewürzen in der Nase ankamen. Ein mittlerer bis voller Körper mit dezenter Säure und cremiger Textur rundeten das Erlebnis für alle Sinne ab.

Masciarelle, Villa Gemma, 1999 aus Frank’s Keller:

Der Villa Gemma ist ein reinsortiger Wein aus der Rebsorte Montepulciano d’Abbruzzo aus der Lage San Martino, San Marrucina. Trotz seiner 10 Jahre präsentierte sich der Wein jugendlich mit rubinroten Reflexen. Intensiver Duft nach Brombeeren und Leder. Am Gaumen straff und engmaschig, Säure gut eingebunden, muskulös, mit einem langen Abgang. Potenzial sicher noch 10 Jahre. Ein Wein zum genießen und nachkaufen!

Chateau Margaux, 1988

Beim Chateau Margaux, 1988 handelte es sich natürlich um den großen Bordeaux, der uns – wie bereits eingangs erwähnt – zu einem fairen Preis angeboten wurde und um den dieses Törggelen aufgebaut wurde. Der Wein war zweifelsohne das Highlight des Abends: klares Granat, in der Nase überhaupt noch kein Spur von Tertiäraromatik, ganz im Gegenteil immer noch unglaubliches Cassis, dunkle Beeren, leichte Ledrigkeit, sehr mineralisch, am Gaumen moderate Säure, viele samtige Tannine, langer Abgang, komplexer Wein – wir haben wirklich eine tolle Flasche erwischt!

Pittnauer, Franz Josef 2002 in der Magnum aus Hansi’s Keller:
Absacker: 50% Cabernet Sauvignon / 50% Zweigelt, dunkles Granatrot, klar, sauber, intensive Weichselnoten, leichte Röstaromen, mittlere Säure, viele weiche Tannine, mittlerer bis langer Abgang – tolles Preis-/Leistungsverhältnis.

Ein Gedanke zu “Es muss nicht immer Vernatsch zum Törggelen sein

  1. Spät aber doch möchte ich auf diesen tollen Abend reagieren. Ich habe diese Nachdenkphase gebraucht um nunmehr doch relativ klar festhalten zu können dass mir der Vernatsch bei diesem Törggelen eigentlich gar nicht abgegangen ist. Ich könnte mich mit dieser Variante des Kastanien Essens direkt anfreunden.
    Und da bin ich schon bei meinem nächsten Problem das mich wochenlang beschäftigte und mich davon abhielt früher einen Kommentar zu schreiben. Passt Kürbis-Karotten-Suppe mit steirischem Kürbiskernöl sowie Bratäpfel mit Nussfülle zu Keschtn?? Wie gesagt, lange geschwankt, aber nun doch zur Überzeugung gekommen, dass ich damit sehr gut leben kann und im erhofften Wiederholungsfall auch wieder ebenso gut munden würde.
    Und was da so an hervorragenden Weinen kredenzt wurde passte zwar ebenso nicht wirklich zur Südtiroler Marend, denn Lagrein oder St. Magdalener konnte ich wie den schon erwähnten Vernatsch nicht entdecken. Noch immer… :)) …bin ich unsicher ob diese Kombination glücklich war aber ich persönlich war es dafür umso mehr. Herrliche Weine in dieser Runde – Herz was willst du mehr!
    Immer mehr entwickelt sich diese neue Kufsteiner Lokalität als ernst zu nehmender Konkurrent zu einem bestehenden Event Spot in Ebbs. Auch wenn es hier sicherlich kein Konkurrenzdenken gibt so muß ich doch den Hut ziehen vor den vielen kreativen und kurzweiligen Events bei den Grömi’s. Weiter so – ich bin gerne dabei!

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